Bertram Hasenauer
Smoking in the woods
Ausstellungseröffnung Donnerstag, 4. April 2019
Es spricht Margot Prax
Ausstellungsdauer 4.4. bis 4.5.2019
Fotos der Ausstellungseröffnung
Nach der Solopräsentation "Irpen" vor nunmehr zehn Jahren und der Beteiligung an der anschließenden Gruppenausstellung "kopfstücke" widmet sich die Galerie.Z in Hard erneut dem vielschichtigen Oeuvre von Bertram Hasenauer. "Smoking in the woods" betitelt er die aktuelle Schau. Der gebürtige Salzburger, dessen außergewöhnliche Interpretation der Genres Portrait sowie Landschafts- und Naturbilder mit mehreren bedeutenden Preisen gewürdigt wurde, lebt und arbeitet in Berlin.
Als Schüler der Meisterklasse von Xaver Ölzant an der Akademie der Bildenden Künste in Wien setzte er sich anfangs mit der Bildhauerei auseinander, um dann seine Studien an der Universität der Künste in Berlin und am Central Saint Martins College of Art and Design in London zu vertiefen.
2005 erhielt er den Anton-Faistauer-Anerkennungspreis für Malerei, 2008 folgte der Georg-Eisler-Preis, 2011 wurde ihm der Große Kunstpreis des Landes Salzburg verliehen. Die Jury begründete ihre Entscheidung folgendermaßen: "Bertram Hasenauer hat in zwei Jahrzehnten eine unverwechselbare künstlerische Handschrift entwickelt, die international verstanden wird. Das Menschenbild wird anonym, ein Distanzieren vom Betrachter, keine unmittelbare Kommunikation findet statt. Innerhalb der neuen malerischen Figuration hat er eine eigene Position. Er erzählt keine Geschichten, dokumentiert jeweils einen Augenblick."
Erinnerung anstatt Illustration
Bertram Hasenauers Bildschöpfungen befassen sich häufig mit menschlichen Figuren, die er in feingliedrigen Zeichnungen darstellt. Mehrheitlich handelt es sich dabei um Körperfragmente und Gesichter, sodass sich Assoziationen zu klassischen Portraits beinahe automatisch einstellen. Was auf den ersten Blick stimmen mag, hält bei genauerem Betrachten allerdings nicht Stand. Denn zentrale Merkmale, die einem traditionellem Portrait eigen sind, sucht man bei Bertam Hasenauer vergeblich.
So verzichtet er auf physiognomische Eigenarten, charakterliche Wesenszüge, Hinweise auf Statussymbole oder geographische Verortung. Seine Personen zeichnen sich vielmehr dadurch aus, dass ihnen exakt diese für ein klassisches Portrait bestimmenden Kennzeichen fehlen. In klinisch reiner Atmosphäre scheinen Ausschnitte von jungen Menschen ohne Falten, ohne Muttermale, ohne Regung, ohne Identität zu schweben. Sie verweigern sich somit jeder Zuschreibung. Trotz der feingliedrigen Linienführung kippt das figürliche Bild ins Sur-Reale, das wortwörtliche Über-Reale. Miriam Barnitz, Kuratorin aus Berlin, spricht in diesem Zusammenhang von "Metaporträts", die das Reale überwinden.
Zwischen Vorbild und Abbild
Erinnerungen zu evozieren anstatt Konterfeis von Individuen zu bieten, darauf legt Bertram Hasenauer seinen Focus. Die dargestellten Personen erzeugen Atmosphäre, vermitteln Stimmungen, die aus der Differenz von anscheinendem Vorbild und scheinbarem Abbild erwachsen. Auf dieser Klaviatur spielt er ebenso geistreich wie gewitzt und fordert die Betrachter dazu auf, seine Erinnerungs- und Stimmungsbilder mit eigenen Erlebnissen und Eindrücken zu speisen.
Während die menschlichen Figuren, die entrückt und nicht von dieser Welt zu sein scheinen, maximal Melancholie auslösen, mischt sich bei den Landschaftsbildern durchaus mit Unbehagen. Bedrohliches und Angsteinflößendes gesellt sich zum Geheimnisvollen und Rätselhaften, wie es die "Metaporträts" verströmen, dazu.
Waldstücke und silhouettierte Bäume entbehren jeglicher Belebtheit und Dynamik, wie man sie üblicherweise bei Naturabbildungen erwarten darf. Eingefroren als Momentaufnahme eines Zustands vielmehr als Illustration einer Sequenz aus der Natur, provoziert der Künstler damit unterschwellig Bedrohliches. Landschaftliches Idyll sieht anders aus, zumal die scherenschnittartigen Umrisse den Raum dahinter verdecken. Denkbar wäre also, dass es sich um einen Tatort handelt. Irritierend präsent sind Bertram Hasenauers Wälder allemal. Welche Fährte er mit "Smoking in the woods" - so der Titel der Ausstellung - legen will, gilt es selbst zu entschlüsseln.